Endlich ist es soweit. Unsere Hühner sind da. Seit Juli leben vier wunderschöne Hennen unterschiedlicher Rassen auf unserem Schulhof und die Kinder sind begeistert. In Teams reinigen sie täglich den Stall, bereiten das Futter zu, holen die Eier aus den Nestern und erledigen verantwortungsvoll alle Arbeiten, die auf dem extra angefertigten „Hühner-Dienstplan“ festgelegt wurden. Schüler, die gerade keinen Dienst haben, stehen in der Pause oft am Zaun des Geheges und beobachten das Federvieh gespannt beim Picken und Scharren. Für viele ist es schon zu einem Ritual geworden, morgens vor Unterrichtsbeginn zuerst im Hühnerstall nach dem Rechten zu sehen und die vier zu begrüßen.
Wie sind die vier Hühner eigentlich zu uns auf den Schulhof gekommen?
Der Grundstein dafür wurde im Fasching vor drei Jahren auf dem „Frichtalfez“ gelegt, wo Frau Orsan und Frau Reiter, beide tierlieb, in dem närrischen Treiben, verkleidet als Kuh und Schwein, auf die Idee kamen, Hühner an der Schule halten zu wollen. Für die Kinder aus pädagogischer und psychologischer Sicht eine fantastische Sache, waren sich die zwei Lehrerinnen einig. Die Euphorie der beiden schwappte im Nu auf das restliche, ebenfalls „viechernarrische“ Kollegium über und gemeinsam wurden erste Pläne geschmiedet. Natürlich waren auch die Schüler vom Fleck weg begeistert und versuchten alle ihre Ideen einzubringen.
Eine Zeit des Überlegens, Diskutierens und Abwägens begann.

Wie könnte man die Hühner sinnvoll in den Unterricht einbinden? Wie kann lehrplanbezogen und fächerübergreifend gearbeitet werden? Wie und wohin werden Gehege und Hühnerstall gebaut? Wie organisiert man die Versorgung der Tiere? Und und und … Viele Fragen, die beantwortet und gelöst werden mussten und das Schulteam auch vor zahlreiche Schwierigkeiten stellten.
Da Frau Reiter aufgrund ihrer Schwangerschaft unerwartet ausfiel, übernahm Frau Lemberger, bekannt für ihre praktischen Fähigkeiten und ihre große Liebe zu Tieren, das Ruder. Insbesondere ihrem Tatendrang und ihren großen Bemühungen ist es zu verdanken, dass schließlich in den Pfingstferien 2019 das Gehege für die Hennen bezugsfertig war. Der gut durchdachte Stall wurde als Projekt von einer Gruppe Zimmererlehrlingen der Berufsschule Altötting geplant und gebaut.
Anfang Juli fuhren Frau Lemberger und Frau Hanschke schließlich zur Brüterei Straßer nach Massing, um dort unsere lange ersehnten Schulhühner auszusuchen und abzuholen. Gespannt und voller Erwartung versammelten sich Lehrer und Kinder auf dem Pausenhof und nahmen „ihre“ Hühner freudestrahlend in Empfang. Aus der Kiste schlüpfte die weiße Sussex „Agathe“, eine goldbraune New Hampshire, die von den Kindern den Namen „Cinderella“ bekam, das Bovan- Huhn „Rosalie“ und die Königsberger Henne, die auf den Namen „Lieselotte“ getauft wurde.
Doch die ersten Schwierigkeiten blieben leider nicht aus. Bereits am 3. Tag erkrankte „Agathe“ an den Atemwegen, musste schnellstmöglich zu einem Tierarzt und blieb nach der Behandlung eine Woche bei Frau Lemberger zu Hause in Quarantäne, ehe sie wieder zu ihren Artgenossinnen auf den Schulhof zurück durfte. Auch mit Themen wie „Brütigkeit“ und „Flügel stutzen“ oder „die automatische Hühnerklappe ist defekt“, muss man sich als Neu-Hühnerhalter plötzlich auseinandersetzen. Und die wochenlange Versorgung in den Sommerferien muss gewährleistet sein. Dazu wurde für die großen Ferien ein „Dienstplan“ entwickelt, der täglich von einem anderen Schülerteam abgearbeitet und anschließend abgehakt werden musste. Dies klappte bist auf ein paar Kleinigkeiten erstaunlich gut.

Trotz Herausforderungen überwiegt freilich das Positive, das die vier Hühner auf unseren Schulhof bringen. Man hat das Gefühl, die Hühner warten förmlich auf die Kinder und freuen sich auf ihren Besuch. Sie lehren unsere Schülern die Achtung vor einem Lebewesen, Verantwortungsbewusstsein im Umgang und Pflichtbewusstsein bei der täglichen Versorgung und Pflege der Hühner. Sie bringen und zwingen die Kinder zu Ruhe, Rücksichtnahme, konsequenter Einhaltung von Regeln und Absprachen und zu absoluter Verlässlichkeit. Geschenkt bekommen unsere Schüler dafür viele schöne Momente mit den Tieren und deren Zutraulichkeit und Zuneigung.
Und, nicht zu vergessen: Die fleißig gelegten Eier, die gemeinsam „verbraten“ werden!
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